„Gartenbau am Rande Europas – ein Besuch beim keltischen Tiger”
Geschrieben von: Wolfgang Klopsch   

VEV unterwegs in Irland

Die diesjährige Lehrfahrt unserer Ehemaligen führte nach Irland. Die Insel, das einstige Armenhaus Europas, hat in den letzten Jahren eine rasante wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen. Heute hat das Land das zweithöchste Pro-Kopf-Einkommen innerhalb der EU nach Luxemburg, beim Vermögen pro Kopf hat Irland sogar die europäische Spitzenposition inne. Kein Wunder, dass die Bezeichnung „keltischer Tiger”, eine Analogie zu den Tigerstaaten Südostasiens, Bezug nimmt auf das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum der letzten Jahre.

Bei der Reise mit dem bewährten Bistro-Bus der Firma „Stewa” und dem angenehmen Service an Bord, war für die Reiseteilnehmer auffallend, dass sich Irland deutlich von Großbritannien unter-scheidet: So wirken die Häuser und Städte gepflegter und landwirtschaftliche Betriebe moderner. Das Preisniveau liegt teilweise über den Preisen in Deutschland. Vor den Besichtigungen in Irland wurde bei der Überfahrt mit der Fähre bei Windstärke 7 bis 8 die Seetauglichkeit der Ehemaligen in der Irischen See einer harten Bewährungsprobe unterzogen.

Ballymaloe Cookery School Gardens

Der Betrieb liegt in Shanagarry, County Cork, in Südirland, etwa 30 km von Cork entfernt. Ballymaloe ist eine interessante Kombination eines landwirtschaftlich- bzw. gartenbaulichen Betriebes (Fläche 400 acres = 162 ha) mit einer Kochschule und einem Nobelrestaurant, die in den alten, historischen Gebäuden eingerichtet wurden. Zielgruppe für die Kochschule sind Hobby-Köche und Profis. Angeboten werden u. a. drei Kurse zu je 12 Wochen Dauer, die 11.000,- € kosten. 60 % der Teilnehmer kommen aus dem Ausland.

Eingebettet zwischen hohen Bäumen und Buchenhecken liegen verschiedene Gärten, die nach kulinarischen Themen angelegt wurden. In dem Obst-, Gemüse- und Kräutergarten wächst alles, was zum Kochen in der „Kochschule” und im Restaurant gebraucht wird.

Der gesamte Anbau der Farm, einschließlich der tierischen Produktion, erfolgt auf Bio-Basis. Im Gemüsegarten fiel auf, dass die verwendeten Kulturschutznetze zu großmaschig waren, ent-sprechend waren die Fraßschäden an den Pflanzen. Der Kräutergarten, im ehemaligen „walled garden”, einem mit einer hohen Mauer umgebe-ner Garten, ist der größte seiner Art in Irland. Das Sortiment der Kräuter, deren Beete von kleinen Buchshecken umsäumt sind, war beeindruckend.

Für die mitreisenden Zierpflanzengärtner war der Weg durch den Staudengarten ein besonderes Erlebnis, da die Sommer- und Herbststauden in voller Blütenpracht zu bewundern waren. Am Ende des Weges durch den Staudengarten eine Überraschung: Ein neues „Muschelhaus”, innen verkleidet mit Muscheln, fast so schön wie das berühmte „Schneckenhaus” im Veitshöchheimer Park. Ballymaloe ist auch ein Hofladen angeschlossen, in dem die Produkte der Farm und der Kochschule (z. B. Marmeladen und Konfitüren) sowie zugekaufte Waren vermarktet werden. (www.cookingisfun.ie).

Bantry House

Bantry House ist ein Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert in wunderschöner Lage über der Bantry Bay mit Blick auf die „Caha Mountains”. Schon der berühmte deutsche Gartenarchitekt Fürst Pückler-Muskau war im 19. Jahrhundert begeistert von der Vielzahl der hier wachsenden frostempfindlichen Pflanzen. Die Gärten wurden in den letzten Jahren restauriert. So haben die Terrassen, von denen man aus die Bucht überblickt, wieder ihre Originalbepflanzung erhalten.

 Bantry House

Klimatisch wird diese Region stark vom Golfstrom beeinflusst, mit der Folge, dass wir dort ein ausgesprochen maritimes Klima vorfinden, das eine üppige, schon fast subtropische Vegetation ermöglicht und so unvergessliche Garteneindrücke bietet. Besonders hervor zu heben sind große Trachycarpus fortunei, seltene Lomatia ferru-ginea, Acer pennsylvania, Gingko biloba und alte Kornus kousa. Finanziert wird der Garten, neben den Eintrittsgeldern, durch ein Cafe und die Vermietung von Gästezimmern.

Ilnacullin auf Garinish Island

Ganz in der Nähe von Bantry House liegt in einer Bucht Garinish Island. Ilnacullin ist ein 15 ha großer Traumgarten, gestaltet zwischen 1911 und 1914 vom Gartenarchitekten Harold Peto. Der Charme der Gebäude, teilweise im Stil der Renaissance, ein „walled garden” und die Vielzahl der seltenen subtropischen und mediterranen Pflanzen und die Schönheit der umgebenden Landschaft machen ihn zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Beeindruckend die Vielzahl der blühenden Prachtstauden, Dahlien und Rosen. Klimatisch wirkt sich hier der Golfstrom außer durch mildes Klima auch durch besonders hohe Niederschläge (1.800 mm pro Jahr) aus. Als besonders beachtenswert seien einige Pflanzen der südlichen Hemisphäre genannt, die hier auf Garinish Island hervorragend gedeihen: Acacia pravissima aus Australien, Agathis australis, eine Konifere, und der Baumfarn Cyathea dealbata aus Neuseeland sowie Taiwania cryptomerioides aus Südchina. Für die umfangreiche Rhododendron-Sammlung waren wir leider zum falschen Zeit-punkt auf der Insel (Blüte Mai/Juni).

Ring of Kerry

Die Fahrt auf einer der wohl schönsten Panoramastraßen Europas bot herrliche Ausblicke auf eine wildromantische Natur- und Küstenland-schaft.

Muckross

Die Gärten und der Landschaftspark um Muckross House in der Nähe von Killarney sind umgeben von den höchsten Bergen Irlands. Die Fahrt führte uns durch die geheimnisvolle Land-schaft des Nationalparks von Killarney, in dem vor allem die alten, endemischen Eichenwälder dominieren. Zum Park von Muckross House, das 1843 errichtet wurde, gehört ein Arboretum mit alten Parkbäume (u. a. besonders schöne Exemplare von Quercus petrea, Kamelien und Rhododendren) und ein wunderschöner „Woodland Garden” mit einer großen Pflanzenvielfalt und Blütenpracht.

Besonders hervorzuheben ist das 1 ha große Alpinum, für das die benötigten Kalksteine extra herangefahren wurden. Bei der fachkundigen Führung durch einen irischen Kollegen kamen wir auch in die restaurierten und im Allgemeinen nicht zugänglichen historischen Gewächshäuser, die eindrucksvoll die technische Entwicklung im Gartenbau zeigen. Interessant ist hier in Muckross auch die Kombination von Tourismus und gärtnerischer Tradition: Ein Gartenrestaurant, ein kleines Gartencenter (bescheidenes Pflanzensortiment), ein großer Souvenirladen und örtliche Kunsthandwerker bieten nach dem Besuch des Gartens Gelegenheit zum Erlebniseinkauf. Diese Kombination von „Garten” mit den Möglichkeiten eines Erlebniseinkaufes scheint für Irland typisch zu sein und war in Powerscourt und Mount Usher besonders ausgeprägt.

Cliffs of Moher

Wolkenverhangen und regnerisch präsentierte sich dieser landschaftliche Höhepunkt, so dass viele unserer Ehemaligen sich zunächst in das neue unterirdische Erlebniszentrum „Atlantic Edge” flüchteten. Mutige begaben sich an den Rand der Klippen um beim Aufreißen der Wolkendecke kurze, aber phantastische Tiefblicke auf die Felsen und die Brandung zu erhaschen.

Bunratty Castle

Bunratty Castle ist eine im 15. Jahrhundert er-richtete Burg zwischen Limerick und Ennis. Bei strömendem Regen wirkte das alte Gemäuer noch grauer und bedrohlicher. Die deutsche Burgführerin erzählte anschaulich vom mittelalterlichen Leben in der Burg. Im umgebenden Park liegt ein Freilichtmuseum. Hier wurden Bauern- und Fischerhäuser wieder aufgebaut, die anhand ihrer Größe und Ausstattung die sozialen Abstufungen vom armen Tagelöhner bis zum wohl-habenden Bauern verdeutlichen. Außerdem wurde ein komplettes Dorf aus dem 19. Jahrhundert mit Herrenhaus, Schule, Arztpraxis, Kneipen und Wohnhäusern errichtet. Hier arbeiten verschiedene Handwerker, z.B. Weber, in den historischen Werkstätten, deren Erzeugnisse man auch gleich vor Ort erwerben konnte.

Irish National Stud

Das „National Stud”, das Irische Nationalgestüt, ist das Zentrum der irischen Vollblut-Pferdezucht. Einige der berühmtesten Rennpferde Irlands stammen von hier. Für unsere mitreisenden Landwirte war dieser Besuch natürlich besonders interessant.

Der fachkundige Führer erläuterte detailliert die Bedeutung der einzelnen Hengste für die Zucht des irischen (englischen) Vollbluts und wir Gärtner staunten, als wir hörten, das der Spitzenhengst einen Versicherungswert von 60 Millionen € hat. Der Rundgang, wieder einmal bei Regen, führte uns durch die einzelnen Stationen des Gestüts: Deckstation, Hengstkoppel und Abfohleinrichtung. (www.irish-national-stud.ie)

Der Japanische Garten, der bereits 1906 auf dem Gelände des Gestüts angelegt wurde, zeigt attraktive und typische Elemente eines japani-schen Gartens, der den Lebensweg eines Menschen symbolisiert. Der Besucher betritt den Garten durch das Tor der Unwissenheit. Nach der „Höhle der Geburt” führt der Weg durch den kleinen „Tunnel der Unwissenheit”, einem Symbol für die Kindheit. Es folgt ein Weg durch eine kleine Schlucht. Sie stellt die Gefahren dar, die dem Menschen begegnen können. Bei einer Wegeteilung muss man sich entscheiden, entweder der einfache, bequeme Weg durch das Leben oder der abenteuerliche Weg, der die Jugendzeit symbolisiert. Auf dem abenteuerlichen Weg gelangt man zur „Insel des Glücks und des Wunders”. Nach der „Brücke der Verlobung” folgt die „Brücke der Heirat” und man wandert nun auf dem „Weg der Flitterwochen”. Es kommt zu Auseinandersetzungen, Wege trennen sich, aber gemeinsam erklimmt man den „Berg der Ziele”. Vom „Hügel der Ambition” blickt man auf den bisherigen Weg zurück. Über ein Teehaus bringt einen der Weg zum „Brunnen der Weisheit”, bevor man über eine rote „Brücke des Lebens” zum „Garten der Zufriedenheit und des Friedens” gelangt. Letzte Station auf dem Weg durch diesen japanischen Garten ist der „Hügel des Trauerns”.

Der Japanische Garten

Im maritimen Klima der Insel gedeihen die ost-asiatischen Pflanzen besonders gut und vermitteln so einen Eindruck, wie sich diese Pflanzen auch am ursprünglichen Heimatstandort entwickeln können. Dieser Garten ist nach Meinung des Verfassers dieser Zeilen der schönste Japangarten, den er in Europa bisher gesehen hat.

St. Fiachra’s Garten ebenfalls auf dem Gelände des Gestüts gelegen, ist ein „irischer Garten”, benannt nach dem Heiligen Fiachra, der in Irland als Patron der Gärtner verehrt wird. Dieser Garten ist ein neuer Garten, der erst 1999 zum Milleniums-Beginn fertiggestellt wurde. St. Fiachra lebte im 6. und 7. Jahrhundert und so war der Grundgedanke der Planung einen Garten zu schaffen, der die natürliche Ökologie des 6. und 7. Jahrhunderts sowie die klösterliche Entwicklung dem Besucher vermitteln kann. Dieser Garten ist ein gelungenes Beispiel für einen modernen Garten, der sicherlich die Jahrzehnte ganz im Sinne seines Planers, Professor Martin Hallinan, überdauern kann.

Flannery’s Nurseries

In der Baumschule, die in der Nähe von Kildare liegt, wurden wir vom Inhaber, Herrn Sean Flannery, begrüßt und durch seinen Betrieb ge-führt. Die Baumschule umfasst eine Fläche von 4 ha für die Container-Kultur sowie weitere 20 ha Produktionsfläche. Beschäftigt werden 20 AK. Die Vermarktung erfolgt an Betriebe des Garten- und Landschaftsbaues in ganz Irland (Auslieferung mit eigenen LKW’s), kleinere Gartencenter und durch Direktabsatz. Bis vor kurzem erfolgte die Ver-marktung in einer Kooperation mit anderen Baumschulen. Aus Gründen, die nicht näher erläutert wurden, hat man sich davon getrennt. Flannery ist ein Familienbetrieb, in dem auch der Sohn und die Tochter des Inhabers mit in das Unternehmen eingebunden sind. Ein Problem sei, so Mr. Flannery, Fachkräfte zu bekommen. So seien Arbeitskräfte aus Polen und Litauen beschäftigt, der Lohn betrage, je nach Qualifikation, zwischen 10,- und 20,- €. Auffallend war für uns die leichte Bauweise der Betriebsgebäude. Die Qualität in den Quartieren und bei den Container-kulturen war absolut zufriedenstellend. Der Umfang der Sortimente ist, außer bei Koniferen, beachtlich. Das Preisniveau, wenn man die Listenpreise zugrunde legt, scheint niedriger zu sein als in Deutschland. Vom Technik-Einsatz ist die Baumschule Flannery mit deutschen Betrieben vergleichbar. (www.flannerysnurseries.com)

Johnstown Gartencenter

In der Nähe von Naas, unmittelbar an einer Aus-fahrt der Autobahn von Kildare nach Dublin, liegt das neue, von der Familie Clarke geführte Gartencenter Johnstown. Die Firma besteht seit 1974. Vor drei Jahren wurde das Gartencenter an diesem Standort neu eröffnet und seitdem mit einer Vielzahl von Preisen, etwa „Gardencenter of the year”, ausgezeichnet. Außerdem war man 1999 Gastgeber für die Tagung der Internationalen Gartencenter Vereinigung, an der über 300 Delegierte aus 16 Ländern teilnahmen.

Das Gartencenter Johnstown ist, nach eigenen Angaben, das größte GC in Irland. Es verfügt über 200 eigene Parkplätze. Interessant sind die Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9.00 bis 18.00 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11.00 bis 18.00 Uhr. Während der Saison von März bis Oktober bietet man einen langen Donnerstag mit einer Öffnungszeit von 9.00 bis 20.00 Uhr an.

Das GC bot ein sehr umfangreiches Sortiment an: Topfpflanzen (Herkunft überwiegend Holland), Eriken und Callunen aus Deutschland, Sämereien, Blumenzwiebeln, Gartengeräte, Zooabteilung, Ausstattungen für Gärten (Gartenhäuser, Brunnen, Töpferware etc.), Garten- und Pflanzenbücher, Porzellan mit Blumenmotiven. Bei unserem Besuch wurde gerade für Halloween dekoriert, wobei die zum Teil recht makaberen Artikel nicht unbedingt unserem Geschmack entsprachen, aber in Irland offensichtlich gerne gekauft werden. Zum Gartencenter gehört auch ein Cafe/Restaurant mit insgesamt 120 Plätzen. Das Preisniveau liegt teilweise über vergleichbaren deutschen Preisen. Das Johnstown Gartencenter ist sicher vergleichbar mit den großen Gartencentern, die wir bei früheren Lehrfahrten in England kennengelernt haben. (www.johnstowngardencentre.ie)

Dublin, Botanischer Garten

Die „National Botanic Gardens” wurden Ende des 18. Jahrhunderts gegründet und gehören wegen der Pflanzenvielfalt, den berühmten Gewächshäusern und der außergewöhnlichen Atmosphäre mit dem alten Baumbestand zu den bekanntesten und wichtigsten botanischen Gärten Europas. Während der Zeit, in der Irland zum britischen Empire gehörte, wurden viele Pflanzen aus den englischen Kolonien in die botanischen Gärten von Dublin und Kew gebracht. Fachkundig wurden wir geführt und aktuell informiert. Gegenwärtig arbeiten im Botanischen Garten 70 Gärtner, 4 Wissenschaftler und 2 Doktoranden. Die Hauptaufgabe des botanischen Gartens in Dublin wird heute in der Erhaltung von Arten gesehen, die unter realen Bedingungen vom Aussterben bedroht sind.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Klimadaten:
Niederschlagsmittel: 725 mm
Jahresdurchschnittstemperatur: 9,8 °C
Durchschn. Tiefsttemperatur im Januar: 2,0 °C
Durchschn. Höchsttemperatur im Juli: 19,2 °C

International bedeutsam ist die Sammlung von Palmfarnen. Die Pflanzensammlungen umfassen insgesamt ca. 20.000 Arten und Sorten. Beeindruckend das Arboretum, u. a. mit einer großen Eiben-Sammlung sowie besonders schönen Exemplaren von Cedrus atlantica „Pendula”, Cedrus lbani „Comte de Jura”, Emmenopterys henryi, Fagus sylvatica „Purpurea”, Gymnocladus dioica, Metasequoia glyptostroboides und Zelkova carpinifolia. Neu angelegt wurde ein „Walled-Garden”, in dem Gemüse ökologisch kultiviert wird. Dieser Teil des Botanischen Gartens erfreut sich bei Laien einer besonderen Beliebtheit, da hier Anregungen für den eigenen Haus- bzw. Kleingarten zu finden sind.

Dublin, Botanischer Garten

Besonders beeindruckend die Architektur der historischen Gewächshäuser: Das zwischen 1843 und 1869 von Richard Turner erbaute „eiserne” Gewächshaus mit gebogener Oberfläche wurde zum zweihundertjährigen Jubiläum des Botani-schen Garten aufwändig restauriert. Die Restaurierung der 1884 errichteten Palmenhäuser wurde erst 2004 abgeschlossen. Die Konstruktion der Wände dieses Glashauses besteht aus Teak-Holz und Schmiedeeisen. Es beherbergt heute die Orchideen-Sammlung und eine Sammlung mit Pflanzen aus Belize. Auch hier wurde bedauert, dass diese Lehrfahrt für die umfangreiche Rhododendron-Sammlung zum falschen Zeitpunkt durchgeführt wurde. Dem Botanischen Garten ist auch ein Herbarium angegliedert, das 750.000 Belege zählt. (www.botanicgardens.ie)

Dublin, Dillon Garden

Helen Dillon, Fach- und Fernsehjournalistin für Gartenthemen, hat ihre Gartenträume in einem eigenen Garten realisiert: Dillon Garden, ein Stadtgarten, den Fachleute und Gartenliebhaber gleichermaßen besuchen. Die Größe des verwin-kelten Gartens beträgt nur 4.000 m². Jede Pflanze ist von Frau Dillon bewusst so platziert, dass sie dem Betrachter beim Gartenrundgang auffällt und Freude macht. Frau Dillon stellte uns ihren Garten selbst vor und beantwortete geduldig unsere Fragen nach ihren Gestaltungskonzepten. Dabei sind Formen und Farben für Frau Dillon beson-ders wichtig, wobei sie aber auch bewusst Ver-änderungen vornimmt. Wie sie sagte, warte sie ab, bis sie etwas stört, um es dann zu entfernen und wieder neu zu beginnen. Sie meinte, dass ein Garten lebendig sein muss und nicht statisch werden dürfe.

Das langgestreckte Grundstück mit einem recht-eckigen Wasserbecken wird am Rande von Stau-denbeeten, „Borders”, gefasst, die in unterschied-lichen Farbtönen gehalten sind. Von Reisen in ferne Länder brachte Frau Dillon Pflanzen bzw. Samen mit, die sie in ihren eigenen kleinen Gewächshäusern vermehrt, um sie dann in ihren Garten einzupflanzen. Besonders schön erschließt sich der Garten vom Fenster des Wohnzimmers aus, einen Blick, den wir bei einer Tasse Tee genießen konnten. (www.dillongarden.com)

Powerscourt-Gardens

Die Wicklow Mountains, auch die „Gärten Irlands” genannt, sind eine besonders romantische Landschaft. Grüne, teilweise wie Zuckerhüte geformte Bergkuppen, Moore, Heide und Seen wechseln einander ab. Mitten in dieser Landschaft liegt Powerscourt. Was diese Parkanlage auszeichnet ist die Kombination von räumlicher Großzügigkeit im Bereich des Landschaftsparks, feiner Gestaltung, etwa im Bereich des Japangartens, und der Liebe zum Detail, die in den „Walled Garden” in den „Borders” zum Ausdruck kommt. Die Geschichte von Powerscourt Gardens reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Die Parkanlage entstand im Wesentlichen parallel zum Umbau des Schlosses in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts. Die Terrassen und formalen Gärten gehen zurück auf die Gestaltungselemente der italienischen Renaissance-Gärten.

Powerscourt-Gardens

Der um 1740 angelegten „Walled Garden” wird durch wunderschöne, schmiedeeiserne Tore begrenzt, die in Deutschland (Bamberg) gefertigt wurden. Staudenrabatten und Rosenbeete blühen im geschützten Klima dieser Gärten besonders üppig. Hier stehen auch einige historische Gewächshäuser, die immer noch zur Pflanzenanzucht genutzt werden. Wesentliche Elemente des Landschaftsgartens mit seinem beachtenswerten Baumbestand entstanden im 19. Jahrhundert. Um 1908 wurde der Japangarten unterhalb des Sees angelegt. Konzentrische Pfade führen den Besucher um den Garten, in dem sich neben einer Pagode und Steinlaternen auch mehrere Brücken befinden.

Besonders beachtenswert ist die Vermarktung der Schloss- und Parkanlage: Es gibt ein Gartencenter, das unmittelbar neben dem großen Parkplatz liegt. Vom Sortiment her ist dieses GC eher bescheiden, der Schwerpunkt liegt auf den Pflanzen, die in der eigenen Gärtnerei produziert werden. Die Sortimentsbeschränkung steht sicher im Zusammenhang mit den Einkaufsmöglichkeiten, die es im Bereich des Schlosses gibt: Eine Vielzahl von Souvenirgeschäften, Boutiquen, teilweise mit Rolltreppen verbunden, ermöglichen den vielen Besuchern einen einmaligen Erlebniseinkauf vor einer historischen Kulisse.

Mount Usher Gardens

Mount Usher ist ein Paradies für Pflanzenkenner und -liebhaber. Der Garten, der in Privatbesitz ist, wurde ab 1868 an den beiden Ufern entlang des Vartry Flusses angelegt. Insgesamt gibt es rund 3.000 verschiedene Pflanzenarten bzw. –sorten, die von bekannten Pflanzensammlern zusammengetragen wurden. So gibt es sehr beachtenswerte Sammlungen von Acer, Nothofagus, Eucalyptus und Eucryphia. Beeindruckend ist das üppige Wachstum in diesem Garten, begünstigt durch das maritime Klima, das zusätzlich gefördert wird durch die hohe Luftfeuchtigkeit des Flusslaufes. So finden hier auch Pflanzen der südlichen Hemisphäre, insbesondere aus Neuseeland (z.B. Agathis australis), Tasmanien (z.B. Telopea truncata) und Südafrika (z.B. Bowkeria gerrardiana) optimale Wachstumsbedingungen. Reichhaltige Staudenpflanzungen („Borders”) runden das Bild ab.

Erstaunliche Vielfalt auch wieder bei der Vermarktung des Gartens: Neben dem wohl schon obligatorischen kleinen Gartencenter und einem Gartencafe finden sich verschiedene Geschäfte, die offenbar von Subunternehmern geführt werden, etwa eine Bäckerei oder ein Geschäft mit Reiterbedarf. Diese kleine Einkaufstadt ist so angelegt, dass alle Besucher sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen des Gartens an den Geschäften vorbeikommen.

Abschließend kann festgestellt werden, dass die Gartenkultur in Irland ähnlich wie in England einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung genießt. Die Eigenproduktion der irischen Betriebe reicht offenbar nicht aus, um der Nachfrage gerecht zu werden, wovon der hohe Anteil importierter Ware in den Gartencentern zeugt. Sehr sehenswert sind auf jeden Fall die bedeutenden Pflanzensammlungen, die aufgrund der klimatischen Gegebenheiten ungeheuer reichhaltig sind.

Wolfgang Klopsch