Projekt Stadtgrün 2021: Pflanzaktion vor Würzburger Klinik
Geschrieben von: Sybille Fertsch   


Magnolien gegen Klimastress

20 frischgepflanzte Baummagnolien vor der Missionsärztlichen Klinik in der Salvatorstraße werden bald mit ersten weißen Blüten den Frühling einläuten. Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim setzten sie im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 in die Erde. Im Rahmen dieses wissenschaftlichen Versuchs werden noch dieses Jahr zwanzig verschiedene Baumarten jeweils acht Mal in den Städten Würzburg, Hof und Kempten aufgepflanzt. In den kommenden zehn Jahren werde es sich an der Entwicklung der insgesamt 480 Bäume

abzeichnen, welche im feindlichen Stadtklima den Klimawandel überleben könnten, erklärten die Initiatoren der LWG, der Leiter der Abteilung Landespflege Jürgen Eppel und der Baumschulexperte Klaus Körber. 70.000 Euro aus dem Forschungsetat investiert der Freistaat Bayern alleine in die Gehölze und Pilzkulturen, die das Anwachsen erleichtern sollen. Die Kosten für das Einpflanzen und die Substrate übernehmen die Kommunen.

Das Projekt „Stadtgrün 2021 begann nicht erst mit der Pflanzaktion in der Salvatorsstraße in Würzburg, erklärte Eppel. Weil immer mehr unserer heimischen Gehölze erkranken, suchten die LWG Experten Dr. Susanne Böll, Klaus Körber und Dr. Philipp Schönfeld auf der ganzen Welt nach Gehölzen, die bereits seit vielen Jahrtausenden mit Stressfaktoren wie Hitze, Trockenheit, Schädlingen, Krankheiten und Spätfrösten zurechtkommen. Vor allem in Asien, Nordamerika, Süd- und Südosteuropa wurden sie fündig. Amberbaum, Ginkgo und Magnolie zum Beispiel zählen ebenso wie die heimische Hainbuche und der Burgenahorn zu den Favoriten. Sie alle werden zeigen müssen, ob sie den eisigen Wintern in Hof ebenso standhalten können wie den üppigen Niederschlägen in Kempten und den trockenheißen Sommern in Würzburg.

Zusätzlich wartet der für Gehölze künstliche Lebensraum Stadt mit einer Fülle weiterer Stressfaktoren auf: Abgase, Streusalz, Urin, Strahlungshitze und Wassermangel durch zu enge Baugruben und verdichtete Böden machen Bäumen das Leben schwer. Auch müssen sie beschädigte Wurzeln, Stämme und Kronen tolerieren. In der Natur helfen Pilze im Wurzelraum den Gehölzen bei der Stressbewältigung. In einem künstlichen Umfeld wie der Stadt fehlen diese weitgehend. Deshalb erweiterte das LWG-Team den Versuch zusätzlich zu Baumart und Klimazone um einen dritten Punkt: In einem Teil der Baumgruben werden bei der Pflanzung der Bäume spezielle Pilzsubstrate zugegeben, um zu erforschen, ob diese den Stadtbäumen das Überleben erleichtern. In zehn Jahren werden die Mitarbeiter der LWG mehr wissen.

 

Mit speziellen Pilzkulturen impft die Biologin Susanne Böll von der LWG die im Rahmen
des Projektes Stadtgrün 2021 in der Würzburger Salvatorstraße gepflanzten Magnolien.
Foto lwg