Interpersonelle Verhaltensbeeinflussung auf Grund von Kommunikationsprozessen
Geschrieben von: Nikolai Kendzia   

Der wirtschaftliche Schaden, der in Deutschland durch demotivierte Mitarbeiter entsteht beläuft sich nach einer Studie der amerikanischen Firma Gallup auf 256 Milliarden Euro. Pro Mitarbeiter gingen demnach einem Garten- und Landschaftsbau Unternehmen rund 7000 Euro im Jahr durch Krankheit, Unlust und Desinteresse verloren. Georg A. J. Zügler von der Unternehmensberatung Zügler B.C.T rechnet vor, dass die innere Kündigung der Mitarbeiter den Betriebsgewinn von durchschnittlich 5 Prozent schnell verschlingt. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) hatte zusammen mit dem Verein ehemaliger Veitshöchheimer e. V. (VEV) den Unternehmensberater aus der Baubranche zu einem Vortrag zum Thema „Führung für angehende Führungskräfte“ eingeladen. Rund 80 Prozent des Demotivationsschadens seien nach Zügler auf Fehler der Führungskräfte zurückzuführen.

 

Der Unternehmensberater Georg A. J. Zügler fordert die angehenden Führungskräfte auf,
mit den zukünftigen Kollegen aktiv zu kommunizieren.


Reden ist der Schlüssel zum Erfolg

Die zukünftigen Absolventen der Meister- und Technikerschule werden in den Betrieben die  Führungspositionen einnehmen, die für möglichst produktive Arbeitsbedingungen verantwortlich sind. Vom ehemaligen Auszubildenden oder Neuling in der Firma werde erwartet, dass er zusammen mit seinen Kollegen möglichst schnell Geld erwirtschaftet. Dabei sollte auch einem Schulabgänger mit Meister oder Technikerabschluss und einschlägiger Praxiserfahrung eine Einarbeitungszeit von etwa 5 Jahren im neuen Betrieb zugebilligt werden, berichtet Zügleraus seiner Erfahrung.
Die angehenden Führungskräfte sollten sich in ihrer Rolle nicht verstellen. Vielmehr gelte es, authentisch zu bleiben, Stärken und Schwächen zu suchen und sich weiterzubilden.
Es müssten vor allem die kommunikativen, sozialen Kompetenzen gestärkt werden.Das Betriebsklima sollte Offenheit und Transparenz widerspiegeln. Die Mitarbeiter sind in unternehmerische Entscheidungen einzubinden. Frühzeitig müssten die ausführenden Landschaftsgärtner in neue Baustellen eingewiesen werden. Der Unternehmer bzw. Bauleiter sollte sich Zeit für ein Gespräch zur Projektübergabe nehmen. Der Vorgesetzte bereite schließlich den Weg zur erfolgreichen Abwicklung der Gartenbaustelle. Die Organisation muss stehen und verlässliche Informationen müssen geliefert werden, damit die Mitarbeiter sich auf die Ausführung konzentrieren können. Hierzu gehört auch der Einblick in die Vorkalkulation und die Zeitwerte, die sich die Firmenleitung vorgestellt hat.
Viele Mitarbeiter glauben, dass der Chef bestimmt 10.000 bis 30.000 Euro an ihr oder ihm verdiene.  Deshalb sollte den Mitarbeitern das ökonomische Wissen zur Deckungsbeitragsrechnung vermittelt werden, um zu sehen, was vom vermeintlich hohen Umsatz nach Abzug aller Kosten als Gewinn übrigbleibt.


Konflikte entstehen durch Ängste

Durch die Position als Vorgesetzter für vormals gleichgestellte Kollegen können unzählige Konflikte entstehen, wenn nicht miteinander geredet wird. Für die Gespräche müsse sich bewusst Zeit genommen werden. Eine Führungskraft sei nicht nur Verwalter von Sachmitteln und schon gar nicht reiner Arbeiter auf der Baustelle. „Führen kostet Zeit! Ab zehn Mitarbeitern ist das eine Meisterstelle!“, führt Zügler aus. Soziale und methodische Kompetenz zur Personalführung ist gefragt. Diese sei nur zum Teil erlernbar.Gesprächstechniken sind mit Hilfe von Trainern erlernbar. Zunächst müsse die junge Führungskraft in Gesprächen die Fachkompetenz und das Engagement der Mitarbeiter einschätzen. Dann vereinbare man in Mitarbeitergesprächen die zukünftige Zusammenarbeit. Auch der Führungsstil müsse kommuniziert werden, so Zügler. Dabei sprach sich der Referent für das „Regieren“ statt „Herrschen“ aus. Regieren heißt, die Interessen der Geführten mit einzubeziehen. Es gelte, eine Basis für ein erfolgreiches Arbeitsverhältnis zu finden. Konfliktträchtige Situationen mit erfahrenen, älteren Mitarbeitern können dadurch entstehen, dass diese aus „Angst vor Verlust“ handeln. Diese Angst reicht vom Verlust des Ansehens über Imageverlust bis hin zumdrohenden Arbeitsplatzverlust. Diese Ängste müssten im Gespräch ausfindig gemacht und anschließend eine Lösung vereinbart werden.


Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Wer seine Mitarbeiter überkontrolliert, der entmündige sie. Zügler rät zu einer gewissen Grauzonentoleranz. Vertrauen zu schenken sei besser, als den Aufwand für die 100-prozentige Kontrolle zu betreiben. Die Mitarbeiter werden durch eigenen Entscheidungsspielraummotiviert. Konstruktive Kritik sollte vom Unternehmer genutzt werden. Durch unüberlegte Äußerungen und „Arbeit auf Zuruf“ ließe sich leicht demotivieren.Zügler spricht hierbei von „Interpersoneller Verhaltensbeeinflussung auf Grund von Kommunikationsprozessen“. Kritik vor versammelter Mannschaft sei tabu. Besser sei ein qualifiziertes Lob vor allen, um gewünschtes Verhalten zu verstärken. Dabei müsse es sich aber um Leistungen handeln, die über das normal zu erwartende Arbeitsmaß hinausgehen.
Ein guter Vorgesetzter sollte die Leistungen seiner Mitarbeiter anerkennen. Ansprechende und möglichst selbstverantwortlich auszuführende Arbeit sollte gefunden werden. Jeder Mitarbeiter sollte die Chance haben, sich selbst weiterzuentwickeln und sich im Unternehmen entfalten zu können.
Die jungen Führungskräfte müssten durch Schulungen und Anleitung durch die Unternehmensspitze für ihre neuen Aufgaben im Betrieb fit gemacht werden. Die vorrangige Arbeit der Führungskräfte wird es sein, die Arbeit der Mitarbeiter durch Organisation und Kommunikation zu erleichtern.